Ein großer Schritt für die Inklusion

„Raus auf den allgemeinen Arbeitsmarkt!“ Das ist ein Ziel, das viele Werkstätten für behinderte Menschen für ihre Werkstattbeschäftigten verfolgen. Leider klappt der Übergang in die reguläre Arbeitswelt oft nicht so ohne Weiteres. Eine Qualifizierungsmaßnahme der Hannoverschen Werkstätten zielt genau auf diesen wichtigen Baustein der Inklusion ab.

Berufsbildungsbereich der Hannoverschen Werkstätten (HW), Kleefeld: Ein bisschen verlegen zwar, doch mit sichtlichem Stolz halten Isabell Frost und Fabian Braun (beide 21) ihre Prüfungsergebnisse in der Hand. Stolz dürfen sie auch sein, haben die beiden jungen Leute doch eben gerade ihre Qualifizierung zur „Hilfskraft in der Hauswirtschaft“ abgeschlossen. Und das mit sehr gutem Erfolg.
 
„Hilfskraft in der Hauswirtschaft“ – zugegeben, der Name klingt etwas sperrig. Tatsächlich handelt es sich aber um eine sehr praktisch angelegte Maßnahme des Berufsbildungsbereichs (BBB) der HW, mit Zulassung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Ziel ist, dass die Absolvent*innen eine Stelle auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt finden. Innerhalb von zwei Jahren lernen die Teilnehmenden der Qualifizierung viele Tätigkeiten der Hauswirtschaft wie Nahrungszubereitung, Wäschepflege, Hausreinigung, aber auch alles rund um die Hygiene, Arbeitssicherheit sowie das Bedienen von Maschinen und Geräten. Einen Tag pro Woche vertiefen sie in der Berufsschule ihre Kenntnisse im Theorieunterricht.

Der BBB qualifiziert seine Teilnehmenden darüber hinaus noch in vielen weiteren Berufsfeldern. Der Nachweis, den die Teilnehmenden darüber am Ende erhalten, wird allerdings auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt nicht anerkannt. Bei der Qualifizierung zur „Hilfskraft in der Hauswirtschaft“ ist das jetzt anders: Nach bestandener Prüfung erhalten die jungen Menschen ein Zertifikat, mit dem sie außerhalb von Werkstätten für behinderte Menschen einen Arbeitsplatz finden können. Doch die meisten von ihnen möchten nach der Qualifizierung erst einmal weiter innerhalb der HW berufliche Erfahrungen sammeln.

So machen es zum Beispiel Salma Kempter (20) und Amalie Jankel (22). Beide haben bereits vor einigen Monaten die Qualifizierung zur „Hilfskraft in der Hauswirtschaft“ abgeschlossen. Sie arbeiten im Moment im Bereich Gastronomie. Kempter in einer der von den HW betriebenen Firmenkantinen, Jankel in der HW-Cafeteria am Standort Kleefeld. Wenn sie dann die Werkstatt verlassen möchten, können sie auf die Unterstützung der HW zurückgreifen. So kann zum Beispiel der Fachbereich externe Dienstleistungen Kontakte auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt vermitteln. Diese Unternehmenskontakte können über ein Praktikum zu einem regulären Arbeitsplatz verhelfen. Dadurch können sie sich schrittweise ihrem Ziel annähern. Immer mit der Gewissheit, ein anerkanntes Zertifikat in der Tasche zu haben. Eine junge Frau (die namentlich nicht genannt werden möchte), hat nach dem Hauswirtschaftsabschluss bei den HW den Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt bereits geschafft.

Auch Isabell Frost, frischgebackene Absolventin, möchte später gerne außerhalb der Werkstatt arbeiten, am liebsten in einem Altenheim. Erst einmal aber werden sie und Mitabsolvent Fabian Braun von Simona Hehl, Leiterin des BBB, begeistert für ihre tollen Ergebnisse gelobt: „Ich bin megastolz auf Sie. Sie müssen immer nach vorne schauen. Sie können was und Sie werden Ihren Weg gehen.“ Auch Dagmar Lassan, Hauswirtschaftsmeisterin und geprüfte Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung, ist sichtlich stolz. Sie hat die beiden jungen Leute zwei Jahre lang ausgebildet und meint: „Es ist ein unheimlicher Motivator für unsere Teilnehmenden, dass der Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt nicht mehr Utopie ist.“

Übrigens: Für die Teilnahme am Berufsbildungsbereich oder an der Qualifizierung „Hilfskraft in der Hauswirtschaft“ sind jederzeit Anmeldungen möglich:
HW-Aufnahmemanagement Manuela Lange, Tel.: (0511) 5305-175

Text: Dorothee Räber, Hannoversche Werkstätten
Bildunterschriften:
1 – Freude über erfolgreiche Abschlüsse (vorne, ab 2. Person v.l.n.r.: Fabian Braun (Absolvent), Isabell Frost (Absolventin), Dagmar Lassan (Ausbilderin); hinten, 2. v.l. Franziska Klatt (Bereichsleitung Pädagogik), r. Simona Hehl (Leiterin BBB); weitere Personen sind Mitglieder der Prüfungskommission)
2 & 3: Weitere hauswirtschaftliche Lerninhalte im BBB: 2 – Backen lernen und 3 – Suppe kochen
Fotos: Hannoversche Werkstätten

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